Trotzphase: Tauziehen mit dem Kind

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Jedes Kind reagiert einmal trotzig. Für die Eltern ist dies besonders ärgerlich. Einige sind mit dem Verhalten ihres Kindes überfordert. Allerdings sollten sie Ruhe bewahren. Bei der Trotzphase handelt es sich um einen Entwicklungsprozess. Diesen durchläuft jedes Kind. Was es damit auf sich hat und wie sich Eltern innerhalb dieser Zeit richtig verhalten, erfahren Leser und Leserinnen innerhalb der nachfolgenden Abschnitte.

Inhaltsverzeichnis

Lieblingswort „Nein“ – was bedeutet die Trotzphase?

Trotziges Verhalten ist für die Eltern unangenehm. Vor allem im Supermarkt oder in öffentlichen Einrichtungen.
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In der Regel beginnt die Trotzphase des Kindes mit dem 2. Lebensjahr und klingt nach Erreichen des 4. Lebensjahres langsam aus. Frühere Generationen gebrauchten das Wort 'Trotz' für eine negative Verhaltensweise des Kindes. Mittlerweile kann die Phase wissenschaftlich begründet werden. Das Kind macht in dieser Zeit eine wichtige Selbstbehauptungsphase durch.

Aufgrund dieser Erkenntnis wird die Trotzphase mittlerweile auch als Autonomiephase bezeichnet. Die Trotzphase steht in Verbindung mit der kindlichen Sprachentwicklung. In dieser Phase stellt das Kind besonders viele Fragen. Kinder unterliegen bereits den Wertungen der Erwachsenen.

Werden Fragen mit „ja“ beantwortet, verleiht dies dem Kind ein positives Gefühl. Im Umkehrschluss führen Antworten mit „nein“ zu negativen Emotionen. Der logische Teil des kindlichen Gehirns ist während einer Stressreaktion nicht aktiv. Eine Unterredung mit dem Kind wird unmöglich. Es kommt zum Trotzverhalten.

Wenn das Kind wütet

Trotziges Verhalten ist für die Eltern unangenehm. Vor allem im Supermarkt oder in öffentlichen Einrichtungen. Unbeteiligte schauen kritisch. Sie vermuten eine schlechte Erziehung hinter dem Verhalten des Kindes. Diese kritische Beobachtung durch Andere vermindert das elterliche Selbstwertgefühl und steigert die eigene Wut auf das Kind. In der Folge reagieren Eltern überreizt. Ein Umstand, der zu weiteren Trotzanfällen führt. Das Kind will in der Regel stets das, was Eltern verneinen. Es testet seine Grenzen aus.

Wie können Eltern damit umgehen

Eine effiziente Methode stellt die Bildung prägnanter Sätze dar. In seiner Trotzphase funktioniert die linke Gehirnhälfte des Kindes nicht wie gewöhnlich. Gesagtes sollte wiederholt werden. Das Verhalten des Kindes muss ihm vergegenwärtigt werden. Auf diese Weise lässt es sich meist relativ schnell ablenken. In vielen Fällen ist Trost angebracht. Das Kind fühlt sich nicht wohl und braucht die Liebe seiner Eltern. Es ist angebracht, Verständnis zu suggerieren.

Bleiben Sie entspannt

Viele Eltern sind beim Eintreten der Trotzphase angespannt. Sie fürchten sich vor der Reaktion der Außenwelt und versuchen den Ausbruch von Wutanfällen beim Kind zu verhindern. Kinder haben eine sehr gute Wahrnehmung. Sie bemerken die innere Unruhe der Eltern. Diese sorgt auch bei ihnen für ein Unbehagen. In der Folge ihrer Unsicherheit verhalten sie sich weiterhin trotzig.

Eltern müssen Ruhe bewahren. Sie sollten sich von der Außenwelt nicht beeinflussen lassen. Alle Eltern kennen diese Zustände. Das Verhalten des Kindes ist nicht auf die eigenen Unzulänglichkeiten zurückzuführen. Es ist biologisch und kann auch mit bester Erziehung nicht beseitigt werden.

Das Kind braucht die Nähe der Eltern

Eltern dürfen das Verhalten des Kindes nicht persönlich nehmen. Sie müssen dem Kind stets die gewohnte Liebe geben - auch in dieser Phase. Das Kind sollte die elterliche Nähe spüren können. Gemeinsam lässt sich die Phase meistern. Ein Kind braucht eine helfende Hand. Es hat kaum Erfahrungen und befindet sich in einer Lernphase. Eltern dürfen mit ihrem Nachwuchs auf Entdeckungsreise gehen, ihn ernst nehmen und das Kind auf den Arm nehmen.

Auf die nötigsten Regeln bestehen

Jedes Individuum hat seinen eigenen Willen. Diesen gilt es zu respektieren. Es kann jedoch nicht auf jeden Wunsch des Kindes eingegangen werden. In diesem Fall sind die nötigsten Regeln einzuhalten. Das Kind muss seine Grenzen kennen. Diese gilt es zu verdeutlichen. Wer inkonsequent damit umgeht, wird ein Kind mit dauerhaft trotzigem Verhalten haben.

Schimpfen hilft wenig

Einige Eltern sind bei Wutanfällen des Kindes absolut überfordert. Sie schreien ihr Kind an oder schimpfen mit ihm. Die Gemüter sind erhitzt. In dieser Situation kann es nicht zu einer Einigung kommen. Es ist Ruhe zu bewahren. Wer ruhig bleibt, wird auch das Kind beruhigen können. Nach einer Weile legt sich die Aufregung. Diese Vorgehensweise kann zu großen Erfolgen führen. Dabei schonen Eltern das Kind und senken ihren eigenen Stresspegel. Auf Gewaltanwendung ist unbedingt zu verzichten.


Der Kampf um Autonomie

Eigentlich stellt die Trotzphase eine positive Entwicklung dar. Sie ist der erste Schritt zur Selbstständigkeit des Kindes. An ihr lassen sich Charakter und Wille des Kindes erstmals erkennen. Der Nachwuchs wächst zu einem selbstständigen Wesen heran. Er rebelliert gegen die Festlegung von Gesetzen und Verhaltensweisen der Eltern. In dieser Zeit muss die Entwicklung des eigenen Ichs gefördert werden.

Auf diese Weise wächst es zu einem selbstsicheren Menschen heran, der sich später in der Öffentlichkeit behaupten kann. Dieser Prozess ist besonders für die Schulzeit von enormer Wichtigkeit. Wer ängstlich in der Ecke sitzt und sich nichts zu sagen traut, wird ausgegrenzt. In der Zeit der Trotzphase legen Eltern den Grundstein für die gesamte Entwicklung des Kindes. Sie können diese Entwicklungsstufe positiv beeinflussen. Dazu müssen sie das Kind verstehen lernen und seine Wünsche ernst nehmen.

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