Nicotinamidadenindinukleotidphosphat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nicotinamidadenindinukleotidphosphat ist ein Coenzym, das Elektronen und Wasserstoff übertragen kann. Es ist im Zellstoffwechsel an zahlreichen Rektionen beteiligt und wird ausgehend von Vitamin B3 (Niktoinsäureamid oder Niacin) gebildet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Nicotinamidadenindinukleotidphosphat?

Vitamin B3 (Niacin) als Vorstufe von Nicotinamidadenindinukleotidphosphat kann durch die Aminosäure Tryptophan vom Körper selbst gebildet werden, jedoch in einem ungünstigen Verhältnis von 60:1. Dementsprechend ist eine Zufuhr von Vitamin B3 mit der Nahrung unverzichtbar.
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Nicotinamidadenindinukleotidphosphat (eigentliche Bezeichnung Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat) wird auch als NADP (oxidierte Form ohne Wasserstoff) oder NADPH (reduzierte Form mit Wasserstoff) abgekürzt. Es ist ein organisches Molekül und gehört zu den Coenzymen.

Diese Stoffe besitzen eine essentielle Rolle bei der Funtion von Enzymen. NADP spielt bei vielen Redoxreaktionen im Energiestoffwechsel der Zellen eine zentrale Rolle: Es kann Elektronen und Wasserstoff in einer Reaktion binden und übertragen und dient als Reduktionsmittel (Aufnahme von Wasserstoff und Elektronen) sowie als Oxidationsmittel (Abgabe von Wasserstoff und Elektronen).

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Beim Aufbau von körpereigenen Substanzen und Geweben (anabole Stoffwechselwege) dient Nicotinamidadenindinukleotidphosphat in seiner reduzierten Form zur Übertragung von Wasserstoffionen und Elektronen. Bei der Synthese von Fettsäuren überträgt NADPH in einer so genannten Kondensationsreaktion Wasserstoff auf einen Reaktionspartner.

Dabei kommt es zur Bildung gesättigter Fettsäuren. Fettsäuren werden gebildet, wenn dem Körper genügend Kohlenhydrate und Energie zur Verfügung stehen. Die Speicherung der Fettsäuren erfolgt unter anderem im Fettgewebe und in der Leber. Sie besitzen als Energiespeicher und Energielieferanten einen lebenswichtige Funktion für den Körper.

Auchh beim Abbau von Stoffwechselprodukten zur Entgiftung des Organismus sowie zur Energiegewinnung (katabole Stoffwechselwege) spielt NADPH/NADP eine zentrale Rolle. So wird es beim Abbau von ungesättigten Fettsäuren oxidiert und gibt Wasserstoff und Elektronen an einen Reaktionspartner ab. Der Abbau von Aminosäuren als Bausteine der Proteine findet im katabolen Stoffwechsel ebenfalls unter Beteiligung von NADPH/NADP statt. Bei der Energiegewinnung in den Zellen zur Aufrechterhaltung der Stoffwechsel- und damit der Lebensvorgänge wird Glucose (Traubenzucker) abgebaut: dies ist ebenfalls nur mit Hilfe von NADP möglich. Es dient hier als Akzeptor für Wasserstoff und Elektronen.

Vitamin B3 (Niacin) als Vorstufe von Nicotinamidadenindinukleotidphosphat kann durch die Aminosäure Tryptophan vom Körper selbst gebildet werden, jedoch in einem ungünstigen Verhältnis von 60:1. Dementsprechend ist eine Zufuhr von Vitamin B3 mit der Nahrung unverzichtbar, um eine ausreichende Bildung von NADP/NADPH im körper zu garantieren. Dabei ist der Bedarf an Vitmain B3 vom Energieumsatz des Körpers abhängig. Je mehr Energie der Körper also verbraucht, desto mehr Niacin muss mit der Nahrung zugeführt werden.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Vitamin B3 ist besonders in Fleisch (Geflügel), Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten. Aber auch Vollkornprodukte, Kaffee und Hülsenfrüchte sind Niacinquellen.

Generell geht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung von einem durchschnittlichen täglichen Bedarf an Vitamin B3 von etwa 13 mg für Frauen und ältere Menschen aus. Schwangere und stillende Mütter haben einen erhöhten Bedarf von etwa 17 mg. Männer benötigen je nach Alter eine tägliche Zufuhr zwischen 13 und 17 mg, bei Kindern liegt diese zwischen 7 und 12 mg. Der Energiebedarf des Körpers spielt dabei eine Rolle, denn bei höheren Belastungen kann der Bedarf kurzfristig steigen.

Bei einer normalen Ernährung ist eine Überdosierung von Niacin sehr unwahrscheinlich. Diese kann aber auftreten, wenn sehr hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Kopfschmerzen, Erbrechen, Hauterscheinungen und Durchfall sind dabei erste Symptome. Bei einer chronischen und starken Überdosierung können Magenschleimhautentzündungen und Leberschäden die Folge sein. Vitamin B3 ist aber auch in hohen Dosen für den Menschen nicht toxisch.


Krankheiten & Störungen

Bei einer zu geringen Aufnahme von Vitamin B3 kommt es langfristig zu einem Mangel an Nicotinamidadenindinukleotidphosphat im Körper, da Tryptophan als alleinige Synthesequelle auf Dauer nicht ausreicht. Mangelerscheinungen bei zu wenig NADPH/NADP im Körper zeigen sich in Symptomen wie Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit, Durchfall und Entzündungen der Haut.

Insgesamt sind bei einem Niacinmangel und damit NADPh/NADP Mangel das Verdauungs- und Nervensystem sowie die Haut betroffen. Wenn der Mangel an Vitamin B3 schwer ist und länger fortbesteht, kann die Krankheit Pellagra (Pellagra = raue Haut) auftreten. Bei dieser Erkrankung kommt es zu Symptomen des Nervensystems wie Zittern, Krämpfen, Lähmungen und psychischen Störungen bis hin zur Demenz. Typisch sind zudem entzündliche Hautveränderungen, Verdickungen, Rötungen, Juckreiz und Braunfärbung an Stellen, welche dem Sonnenlicht ausgesetzt sind (Gesicht, Nacken, Unterarme, Hände). Normalerweise entwickelt sich die Krankheit schleichend über Jahre, da der Körper den Niacinmangel lange Zeit über den Abbau von Tryptophan ausgleichen kann.

In extremen Fällen kann Pellagra aber auch innerhalb weniger Wochen zum Tode führen. Heute tritt die Krankheit nur noch selten auf. Sie findet sich vor allem in Regionen, wo Mais und Hirse als Grundnahrungsmittel verzehrt werden, da diese kein Vitamin B3 enthalten. Bei einer normalen Ernährung ist ein Niacinmangel und damit ein zu geringer Spiegel an Nicotinamidadenindinukleotidphosphat im Körper sehr selten. Die Behandlung besteht in einer direkten Gabe von Vitamin B3 und in einer Niacinreichen Ernährung. Alkoholismus kann ebenfalls zu einem Niacinmangel und damit zu einem Mangel an NADPH/NADP im Organismus führen.

Bei einem hohen Alkoholkonsum ist eine Ernährung mit viel Vitamin B3 dementsprechend ratsam. Bestimmte erbliche Erkrankungen wie das Hartnup-Syndrom sind eine weitere Ursache für Niacin- bzw. NADPH/NADP Mangel im Körper. In diesem Fall kann Vitamin B3 vom Organismus nicht normal aufgenommen werden und eine medikamentöse Therapie ist unverzichtbar.

Quellen

  • Christen, P., Jaussi, R., Benoit, R.: Biochemie und Molekularbiologie. Springer, Berlin 2016
  • Koslowski, H., Fiehring, C., Zöllner, H.: Labordiagnostik von Stoffwechselerkrankungen. Books On Demand Verlag, Norderstedt 2003
  • Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004

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