Lohnt sich die private Krankenversicherung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. Juni 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In Deutschland ist man grundsätzlich gesetzlich versichert. Somit ist man stets abgesichert, wenn man einen Arzt oder eine Operation benötigt. Daher bleiben viele bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Wann lohnt sich also ein Wechsel zur privaten Krankenversicherung? Und wie verhalten sich die Versicherungskosten zum Leistungspaket? Dieser Beitrag erklärt, welche Leistungen die private Krankenversicherung umfasst und wann ein Wechsel sinnvoll ist.

Inhaltsverzeichnis

So bekommt man die private Krankenversicherung

Die private Versicherung kann teurer sein, bietet dafür aber mehr Leistungen.
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In Deutschland kann man die private Krankenversicherung (PVK) nur unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen in Anspruch nehmen. Zwar können Beamte, Selbstständige, Freiberufler und Studenten die PVK jederzeit privat versichert sein.

Für Angestellte gelten jedoch Einschränkungen. Bevor man sich auf Zusatzleistungen freuen kann, muss erst die Berechtigung auf den Eintritt in die PVK gegeben sein. Geprüft werden hierzu das Einkommen und die gesundheitlichen Umstände. Das Einkommen von Angestellten muss über der Versicherungspflichtgrenze liegen, damit man zur PVK wechseln kann. Diese Einkommensgrenze liegt aktuell bei 64.350 Euro pro Jahr.

Angestellte mit einem Einkommen unter dieser Grenze können nicht zur PVK wechseln. Ist diese Hürde geschafft, stellt die PVK Fragen zur gesundheitlichen Verfassung. Abhängig von der Schwere und Anzahl der Vorerkrankungen darf die PVK Zuschläge erheben, die Kostenübernahme für bestimmte Krankheiten ausschließen oder den Antrag ablehnen.

Erfragt werden nicht nur bestehende Beschwerden und Medikamenteneinnahme, sondern die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in den letzten fünf bis zehn Jahren. Wer diese Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet, riskiert die Aufforderung zu Rückzahlungen sowie die Kündigung des Vertrags durch den Versicherungsgeber.

Das bietet die private Krankenversicherung

Plötzlich und unerwartet - ein Unfall verändert das Leben! Gut, wenn die Krankenversicherung vollumfänglich hilft.

Die PVK bietet ein grundlegendes Leistungspaket, das mit Zusatzleistungen individuell erweitert werden kann. Grundsätzlich deckt die PVK die Kosten für ambulante Behandlungen, Krankenhausaufenthalte und Zahnbehandlungen. Das gilt sowohl für den Besuch beim Hausarzt als auch beim Facharzt.

Auch psychotherapeutische Leistungen werden übernommen, sind aber auf eine bestimmte Anzahl an Sitzungen beschränkt. Ob man im Krankenhaus in einem Ein- oder Zweibettzimmer liegt, ist je nach Tarif unterschiedlich. Bei Sportunfällen profitieren Verletzte beispielsweise von der Abdeckung von mehr Leistungen im Krankenhaus sowie der vollständigen Kostenerstattung für verschreibungspflichtige Medikamente.

Außerdem besteht für Versicherte der Anspruch auf eine Behandlung durch den Chefarzt oder andere spezialisierte Ärzte. Das bedeutet, dass man bei besonderen Problemen nicht von einem Allgemeinchirurgen operiert wird, sondern von einem Chirurgen mit Expertise im jeweiligen Fachgebiet.

Aus unterschiedlichen Tarifen wählen

In Deutschland gibt es viele Anbieter für eine private Krankenversicherung. Jeder Versicherungsgeber bietet wiederum verschiedene Tarife an. Wer überlegt, in die PVK zu wechseln, sollte verschiedene Anbieter vergleichen.

Hierbei lohnt es sich, Tarife unterschiedlicher Versicherungsträger durchzurechnen, die die gewünschten Gesundheitsleistungen abdecken. Im ersten Schritt entscheiden sich Versicherungsnehmer zwischen einem kompakten und einem modularen Tarif. Bei einem Kompakt-Tarif sind die Leistungen vorbestimmt, andere Leistungen können durch die Selbstbeteiligung genutzt werden.

Beim flexiblen Modul-Tarif legen Versicherungsnehmer die Leistungen selbst fest. Daher sind flexible Modul-Tarife meist etwas teurer als festgelegte Kompakt-Tarife. Darüber hinaus gibt es den Basistarif und den Notlagentarif. Der Basistarif ist eine preiswerte Variante, dessen Leistungsumfang in etwa der gesetzlichen Krankenversicherung entspricht.

Stehen Versicherungsbeiträge aus, fällt man in den Notlagentarif. Dieser beträgt ca. 100 Euro und übernimmt ausschließlich die Behandlung akuter Schmerzen.

Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung

Die Vorteile der PVK sind offensichtlich und allgemein bekannt. Wer privat versichert ist, wartet nicht lange auf einen Termin beim Facharzt und erhält Zugang zu speziellen Medikamenten. Wo und von wem man behandelt wird, bestimmen privat Versicherte selbst.

Zudem erstattet die PVK die Kosten für Behandlungen zurück, die die gesetzliche Krankenversicherung nicht übernimmt. Trotz dieser Vorteile sind die Übertritte zur privaten Krankenversicherung seit etwa zehn Jahren rückläufig. Das liegt möglicherweise am bürokratischen Aufwand für den Versicherungswechsel.

Außerdem können der monatliche Beitrag und die Vorauszahlung mancher Gesundheitsleistungen schwer auf der Geldbörse lasten. Leidet man aber unter häufigen Zahnbeschwerden oder einer psychischen Erkrankung kann die PVK die günstigere Krankenversicherung sein.

Fazit

Ob die gesetzliche oder die private Krankenversicherung die bessere Wahl wäre, ist für jeden Patienten unterschiedlich. Wer genug von langen Wartezeiten hat, kann von der PVK profitieren, hat aber möglicherweise mit höheren Beiträgen zu rechnen. Wirklich sinnvoll ist die PVK vor allem, wenn man bestimmte Leistungen möchte. Beispielsweise geringere Behandlungskosten für wiederkehrende Erkrankungen sowie einen Krankenhausaufenthalt oder eine Reha in einer selbst gewählten Einrichtung.

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