Gamma-Linolensäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gamma-Linolensäure stellt eine dreifach ungesättigte Fettsäure dar, die im Körper Ausgangsstoff wichtiger Hormone ist. Es ist eine Omega-6-Fettsäure. Sie wird im Körper aus Linolsäure synthetisiert oder über wichtige Pflanzenöle aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gamma-Linolensäure?

Gamma-Linolensäure und Linolsäure sind in verschiedenen pflanzlichen Ölen enthalten. Besonders reich an diesen Fettsäuren sind Borretschöl mit 20 Prozent, Nachtkerzenöl mit 10 Prozent und Hanföl mit 3 Prozent.
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Die Gamma-Linolensäure ist eine wichtige dreifach ungesättigte Fettsäure, die zu den Omega-6-Fettsäuren gehört. Sie ist Ausgangsstoff für die biochemische Synthese von Dihomolinolensäure und Arachidonsäure.

Aus Dihomolinolensäure bilden sich die Eikosanoide der Serie 1. Arachidonsäure stellt den Ausgangsstoff für die Serie-2-Eikosanoide dar. Eikosanoide sind Gewebshormone, zu denen auch die Prostaglandine gezählt werden. Während Serie-1-Eikosanoide entzündungshemmend wirken, fördern Serie-2-Eikosanoide geradezu Entzündungen. Die Bezeichnung Omega-6-Fettsäuren zeigt an, wie weit die letzte Doppelbindung vom endständigen Kohlenstoffatom der Kette entfernt ist. Im griechischen Alphabet ist der Buchstabe Omega der letzte Buchstabe.

Übertragen auf das Fettsäuremolekül wird das letzte Kohlenstoffatom des Fettsäuremoleküls als Omegakohlenstoffatom bezeichnet. Die Zahl 6 kennzeichnet die Entfernung der letzten Doppelbindung aus Richtung der Karboxylgruppe vom Omegakohlenstoffatom. Bei der Gamma-Linolensäure beginnt die erste Doppelbindung nach der Karboxylgruppe am Gammakohlenstoffatom, also am dritten Kohlenstoffatom. Gamma-Linolensäure wird im Körper aus der essenziellen Omega-6-Fettsäure Linolsäure hergestellt. Linolsäure und Gamma-Linolensäure sind in Pflanzenölen enthalten.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Ungesättigte Fettsäuren, darunter auch die Gamma-Linolensäure, besitzen eine große biologische Bedeutung für den Aufbau von Zellmembranen und die Synthese von wichtigen Gewebshormonen. Als Omega-6-Fettsäuren sind sie hauptsächlich in pflanzlichen Ölen als Triglyzeridester enthalten.

Im menschlichen Organismus werden die Fettsäuren wieder als Phospholipide in die Zellmembranen eingebaut. Je mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten sind, desto geschmeidiger und flexibler werden die Membranen. Wichtige Stofftransporte und Abwehrmaßnahmen gegen fremde Eindringliche werden verbessert. Die Zelle bleibt länger lebensfähig. Eine zweite wichtige Aufgabe ist die Synthese einer Vielzahl von Wirkstoffen und Hormonen, die bestimmte Zellfunktionen regulieren. Zu den Hormonen zählen die Prostaglandine, Thromboxane und Leukotriene. Die Prostaglandine erfüllen viele Funktionen. Sie sind verantwortlich für Immunreaktionen, rufen Abwehrreaktionen in Form von Entzündungen hervor und wirken gleichzeitig entzündungshemmend.

Sie decken also eine Vielzahl von Funktionen ab, die nach außen hin gegensätzlich erscheinen, aber gleichermaßen notwendig sind. Für einen gesunden Körper ist deshalb ein optimales Verhältnis der verschiedenen Wirkstoffe und somit ihrer Ausgangsstoffe von großer Bedeutung. So sind die Eikosanoide der Serie 1 und 2 zwar gleichermaßen notwendig. Allerdings werden die Serie-1-Eikosanoide als gut aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung und die Serie-2-Eikosanoide als böse aufgrund ihrer Unterstützung von entzündlichen und teilweise schmerzvollen Abwehrreaktionen bezeichnet.

Insgesamt stärkt die Gamma-Linolensäure das Immunsystem, regelt Blutdruck und Herzfunktion, beschleunigt die Wundheilung, wirkt gegen Ekzeme, stärkt Leber und Nieren, erhöht die Fruchtbarkeit, stärkt die Lernfähigkeit, die Konzentration und die Nerven. Des Weiteren werden sowohl blutgerinnungshemmende und blutgerinnungsfördernde Hormone aus der Produktklasse der Prostaglandine synthetisiert. Die ebenfalls entstehenden Leukotriene vermitteln Entzündungsreaktionen im Rahmen von Abwehrreaktionen gegen Krankheitserreger, aber auch bei allergischen Reaktionen.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Der menschliche Körper ist angewiesen auf ungesättigte Fettsäuren. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Gamma-Linolensäure, die aus Linolsäure synthetisiert wird. Neben der Linolsäure braucht der Körper aber auch Alpha-Linolensäure als Omega-3-Fettsäure und Ölsäure als Omega-9-Fettsäure. Alle drei ungesättigten Fettsäuren werden durch das gleiche Enzym desaturiert (Einbau einer zusätzlichen Doppelbindung).

Dabei handelt es sich um die Delta-6-Desaturase, welche nur mithilfe der Cofaktoren Vitamin B6, Biotin, Kalzium, Magnesium und Zink funktioniert. So entsteht aus Linolsäure Gamma-Linolensäure, die ihrerseits weiter in Dihomogammalinolensäure und Arachidonsäure umgewandelt wird. Aus Alpha-Linolensäure werden Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) synthetisiert. Gamma-Linolensäure und Linolsäure sind in verschiedenen pflanzlichen Ölen enthalten. Besonders reich an diesen Fettsäuren sind Borretschöl mit 20 Prozent, Nachtkerzenöl mit 10 Prozent und Hanföl mit 3 Prozent.


Krankheiten & Störungen

Aus Gamma-Linolensäure wird über das Enzym Delta-6-Desaturase Dihomo-Gamma-Linolensäure synthetisiert und aus dieser wird wiederum in kleinen Mengen Arachidonsäure synthetisiert.

Aus diesen Stoffen gehen wiederum die guten Serie-1-Eikosanoide und die schlechten Eikosanoide der Serie 2 hervor. Eine dritte Serie, die Serie-3-Eikosanoide, gehören auch zu den entzündungshemmenden Prostaglandinen und sind damit Gegenspieler der Serie-2-Eikosanoide. Wenn ein Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren in den Nahrungsmitteln zugunsten der Omega-6-Fettsäuren vorliegt, dann ist die Entstehung von entzündlichen Prozessen wahrscheinlicher, weil sich hier mehr Arachidonsäure bilden kann. Es kommt häufiger zu allergischen Reaktionen, Asthma und schmerzhaften Entzündungsprozessen. Deshalb sollten mit der Nahrung auch mehr Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden.

Diese sind besonders in Fischölen enthalten. Das Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren sollte bei 5 zu 1 liegen. Es ist heute wesentlich höher. Das gilt jedoch, wenn das Enzym Delta-6-Desaturase optimal funktioniert. Wenn dieses Enzym etwa durch eine Mutation ausfällt, bilden sich nur noch die Eikosanoide der Serie 2 mit ständigen Entzündungen, asthmatischen Beschwerden, Rheuma und vieles mehr. Denn Arachidonsäure wird auch über die Nahrung aufgenommen und muss nicht unbedingt im Körper produziert werden. Es gibt in diesem Fall keine entzündungshemmenden Gegenspieler.

Langfristig führen ständige Entzündungsprozesse zu schweren Organschäden, Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Magen-Darm-Entzündungen mit Malabsorptionserscheinungen und weiteren Symptomen. Die Funktion von Delta-6-Desaturase ist aber auch eingeschränkt, wenn wichtige Cofaktoren wie Biotin, Vitamin B6, Kalzium, Magnesium oder Zink fehlen. Des Weiteren wird die Aktivität des Enzyms auch gehemmt bei Adipositas, Diabetes mellitus, Alkohol- und Nikotinkonsum, Virusinfektionen, Lebererkrankungen, Stress oder körperliche Inaktivität. Daher stellen diese Bedingungen schwere Risikofaktoren für die Gesundheit dar.

Quellen

  • Alberts, B., u. a.: Molekularbiologie der Zelle. 4. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2003
  • Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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