Dentalphobie bei Kindern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. November 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Phobie bezeichnet eine Angststörung oder eine starke Angstreaktion auf Objekte, Situationen oder Personen, ohne, dass es einen objektiven Grund dafür gibt. Körper und Geist sind alarmiert und reagieren sehr unterschiedlich auf die Angstauslöser, die von Blut, Höhe, geschlossene Räume bis zu Menschenmengen oder Dunkelheit reichen können. Die Angst vor Ärzten und speziell Zahnärzten gibt es bereits seit vielen Jahrhunderten. Die Ursachen dafür sind vielseitig und ebenso die Behandlungsmethoden. Meist gehen Ärzte von schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit aus, die sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer Phobie entwickeln können. In diesem Artikel gibt es weiterführende Informationen zur Angststörung bei Erwachsenen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dentalphobie bei Kindern?

Kinder besitzen beim Gang zum Zahnarzt oft das Gefühl, einer fremden Person ausgeliefert zu sein. Das kann sich über Jahre einprägen, besonders wenn die ersten Erfahrungen nicht sehr positiv ausgefallen sind.

Kinder besitzen beim Gang zum Zahnarzt oft das Gefühl, einer fremden Person ausgeliefert zu sein. Das kann sich über Jahre einprägen, besonders wenn die ersten Erfahrungen nicht sehr positiv ausgefallen sind. Doch für eine gesunde Mundhygiene und allgemeine Gesundheit ist eine regelmäßige Behandlung durch einen fachspezifischen Arzt sehr wichtig und kann das spätere Leben nachhaltig positiv beeinflussen. Eltern, die ängstliches Verhalten oder Probleme ihrer Kinder während oder vor dem Arztbesuch bemerken, sollten deshalb gemeinsam mit den Ärzten herausfinden, wo die Angst herkommt und wie sie zu bekämpfen ist.

Ursache der Phobie bei Kindern

Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zählen traumatische Erlebnisse zu häufigen Gründen der Entwicklung einer Phobie. Das können Unfälle sein, andere psychische Erkrankungen, Operationen, aber auch Gewalt und Missbrauch. Diese extremen Fälle gilt es zunächst zu erkennen, denn oft hängen sie nicht direkt mit dem Zahnarzt oder der Praxis zusammen, sondern sind grundlegende Ängste vor dem Ausgeliefertsein, vor Schmerzen oder Gewaltanwendungen. Eltern, die eine starke Veränderung ihrer Kinder bemerken, sollten sich deshalb Unterstützung von Fachkräften holen.

Ein großer Einflussbereich für Kinder ist das Verhalten von Erwachsenen und den eigenen Eltern. Besitzen diese selbst eine große Angst vor dem Zahnarzt oder kommen nicht mit in den Behandlungsraum, so neigen sie dazu, die Behandlung zu verweigern. Einige Studien ergaben, dass Kinder die Ängste ihrer Eltern erlernen können, besonders bei sehr starken Reaktionen wie auf Spinnen, Höhen oder Ärzten. Deshalb ist es wichtig, die eigenen Ängste zu bekämpfen, damit das Kind sich die Ängste nicht aneignen kann und die ungewohnte Situation gut meistert. Weitere Gründe liegen in sehr negativen Erzählungen anderer Kinder, die vielleicht schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht haben oder in der Scham vor dem Zustand der eigenen Zähne.

Oft ist es eine Kombination aus vielen Ursachen, denn wer zum Beispiel Angst vor Spritzen oder Brechreiz besitzt, der wird mit einigen Behandlungsvorgängen des Zahnarztes nicht positiv umgehen können. Kinder entwickeln schnell Ängste und eine Vorsicht gegenüber Personen und Situationen, in denen sie sich nicht wohl fühlen.

Bei Ärzten, die bereits zu Beginn keinen positiven Eindruck hinterlassen oder bei denen das Kind sogar erste Schmerzen erleidet, können sich diese Ängste sehr schnell verfestigen. Wer nicht regelmäßig zum Zahnarzt geht, riskiert es seine Mundhygiene generell zu vernachlässigen und Schäden an den Zähnen zu erhalten, die bis zu Stoffwechselerkrankungen, Verletzungen in der Mundhöhle oder Zungenkarzinomen führen können.

Viele andere Krankheiten und Probleme wie Kopf- und Rückenschmerzen oder sogar Allergien und Herzprobleme sind bei einigen Patienten auf mangelnde Zahnhygiene und ihre Folgen zurückzuführen. Patienten ziehen sich aus sozialen Kontakten zurück, wegen der Scham oder den Schmerzen schränken ihre Lebensqualität stark ein. Deshalb sollten Eltern bewusst im Kindesalter gegen Dentalphobie vorgehen.

Anzeichen & Verhaltensweisen

Eltern sollten täglich darauf achten, dass sich ihre Kinder regelmäßig die Zähne putzen. So müssen die Kinder deutlich seltener zum Zahnarzt und Angst vor dem Zahnarzt muss erst gar nicht entstehen.

Kinder drücken sich meist sehr direkt aus, sagen, was sie fühlen und denken. Zu den allgemeinen Anzeichen gehören Zittern, Übelkeit, Herzrasen oder Kurzatmigkeit, doch die Verhaltensveränderungen sind besonders bei Kindern sehr klar zu erkennen. Während Erwachsene die gesetzten Termine immer weiter hinausschieben können oder absagen, sind Kinder natürlich nicht in der Lage selbst darüber zu bestimmen.

So gibt es die Verweigerungshaltung, Weinkrämpfe, Schreie oder das Zurückziehen in das eigene Zimmer. Aber auch beim Zahnarzt selbst kann das Kind zunächst sehr ruhig erscheinen, um anschließend im Behandlungszimmer in Panik zu geraten, den Mund nicht zu öffnen oder zu weinen. Eine Untersuchung oder Behandlung ist dann oft nicht mehr möglich.

Erst seit einigen Jahren ist die Dentalphobie eine anerkannte psychische Krankheit, die sowohl von Ärzten, als auch vom direkten Umfeld der Betroffenen akzeptiert wird. Deshalb ist ein Zwang der Kinder zu Behandlungen oder Besuchen sehr kontraproduktiv, da sich dadurch die Phobie noch weiter verstärken kann. Eine solche Phobie ist heutzutage aber sehr gut zu behandeln.

Behandlungsmethoden & Vorbeugen für Kinder

Die Angst zu nehmen ist keine leichte Aufgabe, wenn diese sich bereits seit einigen Jahren entwickelt hat. Viele Ärzte empfehlen, zunächst im sechsten bis achten Lebensmonat und erneut im 16. bis 18. Monat Termine beim Zahnarzt zu machen und ab dem zweiten Lebensjahr die halbjährlichen Kontrollen durchführen zu lassen.

Idealerweise nehmen Eltern ihre Kinder gemeinsam mit zur zahnärztlichen Untersuchung und zeigen damit, dass die Behandlung nicht schmerzhaft sein muss und sie davor keine Angst zu haben brauchen. Allerdings empfehlen viele Ärzte, dabei realistisch zu bleiben und den Kindern Vorgänge und Geräte genau zu erklären. Eine Übersicht der frühen Lebensabschnitte der Kinder und ihrer Zahnentwicklung gibt die DZMGK, Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

Ist jedoch eine Dentalphobie ausgeprägt, sind andere Behandlungsmethoden angebracht. Nach einer professionellen Beratung sollten Eltern mit dem Kind zum Zahnarzt gehen, welcher dieses zunächst nicht behandelt oder untersucht, sondern Praxis und Vorhaben ausführlich erklärt. Dadurch lernt das Kind das Behandlungszimmer als sicheren Raum kennen und kann Vertrauen zu dem behandelnden Arzt fassen. In der nächsten Sitzung, je nach Stärke der Phobie, kann der Arzt bereits den Mundraum untersuchen, sollte jedoch noch nicht sofort behandeln, damit das Kind sich langsam an die Umgebung und das Vorgehen gewöhnen kann.

Sind Befunde da, sollte der Arzt Kind und Eltern genau erklären, wie er behandeln möchte und welche Schritte dafür notwendig sind. Viele Eltern sind sich oft selbst nicht ganz sicher, welche Behandlungen überhaupt relevant sind und welche Methoden der Arzt überhaupt anwenden kann. In dieser Zusammenfassung sind die wichtigsten Schritte eines Zahnarztbesuches aufgelistet und erläutert, vom Ultraschall und Röntgen bis zu den unterschiedlichen Betäubungsarten und dem Ablaufprotokoll einer generellen Untersuchung.

Eine schmerzfreie Behandlung ist bei Kindern besonders wichtig, deshalb sollten Zahnärzte auf Betäubungsmittel setzen, die sich an die Bedürfnisse der Kinder richten sollten. Viele mögen keine Spritzen und reagieren bereits beim Anblick panisch. Einige gute Alternativen sind zum Beispiel:

  • Hypnose und Verhaltensführung
  • Örtliche Betäubung durch Oberflächenanästhetika
  • Laserbehandlung
  • Lachgas

Lachgas ist in Deutschland nicht überall verbreitet, erlebt allerdings seit den Erfolgen in den USA und anderen Ländern wieder einen Aufschwung, denn besonders Kinder sind durch diese Sedierung betäubt, ohne Schmerzen zu spüren und können trotzdem mit dem Arzt kooperieren. Hypnose ist nicht unumstritten, doch viele Ärzte und Patienten schwören auf die Methode, die ohne zusätzlichen Stoffe und Medikamente auskommt.

Ausgebildete Therapeuten können damit Ängste lindern und setzen die Patienten in einen hypnotischen Zustand, in welchem sie ruhiger sind und weniger oder gar keine Schmerzen verspüren. Allerdings sind Kinder deutlich schwerer zu hypnotisieren, als Erwachsene, da sie sich nicht so gut konzentrieren können und meist eine Fantasiereise oder andere Anreize für die Trance benötigen. Weitere Informationen dazu unter folgendem Eintrag.

Dentalphobie ist keine Krankheit, die Eltern ihren Kindern absprechen oder sie damit nicht ernst nehmen sollten. Damit es nicht zu einer jahre- oder jahrzehntelangen Angststörung kommt, die sich meist in der Kindheit begründet, sollten Eltern frühzeitig auf Ängste und Verhaltensänderungen reagieren und behutsam und geduldig mit dem Kind an der Phobie arbeiten. Mit Druck und Zwang verstärken sich Symptome und spätere gesundheitliche Einschränkungen können die Folge sein. Vielleicht können sich betroffene Eltern sogar zusammen mit den Kindern behandeln lassen.


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