Amylasen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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„Iss langsam und kaue ordentlich!“ Den mahnenden Spruch der Mutter kennt wohl jedes Kind, doch warum genau ist das „gute Kauen“ so wichtig für den Körper? Die Antwort ist einfach: Die richtige Verdauung beginnt bereits im Mund, wenn die Amylasen tätig werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Amylasen?

Im Mund kommt die Nahrung mit einem wichtigen Enzym aus dem Speichel namens „Amylase“ in Kontakt. Diese ist für die Spaltung von komplexen Mehrfachzuckern (Polysaccharide) und Stärke zuständig.
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Das Wort „Amylase“ stammt vom griechischen Wort Amylon und bedeutet so viel wie „Stärkemehl“.

Sie zählt zu den Hydrolasen, dies sind Enzyme die biochemische Verbindungen durch Reaktion mit Wasser lösen. Bei der Amylase handelt es sich um ein Enzym, welches wichtige Funktionen im Stoffwechsel eines jeden Organismus hat- eine unverzichtbare Erfindung der Natur.

Wie alle Enzyme ist auch die Amylase ein Eiweißstoff, der von den Körperdrüsen selbst hergestellt wird. Ihre Entdeckung geht zurück auf das Jahr 1833. Der französische Chemiker Anselme Payen entdeckte sie in einer Malzlösung. Zu dieser Zeit wurde die Amylase noch Diastase genannt, sie war das erste entdeckte Enzym.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

In ihrer ursprünglichen, nicht aufgeschlossenen Form ist die zugeführte Nahrung nicht verwertbar für den Körper.

Während des Verdauungsprozesses wird sie in kleinste Bestandteile zerlegt, die anschließend ins Blut aufgenommen und somit in den Stoffwechsel getragen wird. Bereits im Mund beginnt die Verdauung. Durch einen mechanischen Prozess, dem „Kauen“, wird die Nahrung mithilfe der Zähne zerkleinert. Der Speichelfluss wird so angeregt und macht die Nahrung gleitfähiger, damit sie ohne Probleme durch die Speiseröhre (Ösophagus) weiter in den Magen getragen wird.

Im Mund kommt die Nahrung mit einem wichtigen Enzym aus dem Speichel namens „Amylase“ in Kontakt. Diese ist für die Spaltung von komplexen Mehrfachzuckern (Polysaccharide) und Stärke zuständig. Erst dadurch werden die Nährstoffe in kleinere Einzelteile zerlegt (in diesem Fall erst Maltrose, dann Glukose und anschließend komplexe Oligosaccharide) und für den Körper verwertbar gemacht. So können die Kohlenhydrate leichter verdaut werden.

Nur ein Bruchteil des stärkehaltigen Nährstoffes wird so ins Blut abgegeben. Diese energiesparende Methode des Organismus ist wichtig, damit die Verdauung regelmäßig und angemessen funktioniert und unsere Nahrung dadurch in Energie umgewandelt wird.

Man unterscheidet zwischen vier verschiedenen Arten der Amylase:

  • die Isoamylasen: diese kommt nur in Bakterien und Pflanzen vor. Sie spaltet Glykogen (Speicherform der Kohlenhydrate) und Amylopektin (natürliche Stärke)
  • die γ-Amylase: sie spleißt Glucose, kommt jedoch nur in Pilzen vor.
  • die α-Amylase: hiermit wird die Amylose (Stärkemehl) und das Amylopektin hydrolisiert. Sie kann als einziges Enzym im Inneren eines Stärkemoleküls wirken. Aus diesem Grund ist sie ein Endoenzym.
  • die β-Amylase: dieses Enzym ist ein Exoenzym, weist jedoch dieselbe Eigenschaft wie die α-Amylase auf. Jedoch spaltet es nur jeweils ein Maltosemolekül der Reihe nach vom Kettenende ab. Je mehr Kettenenden also durch die α-Amylase entstanden sind, desto besser kann die β –Amylase wirken.

Als kleines Molekül wird die α-Amylase über die Nieren durch den Harn ausgeschieden.Somit ist ihre Messung im Blutserum und im Urin möglich.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Die α-Amylase besteht aus fünf sogenannten "Isoformen". Zwei davon werden in den Azinuszellen der Bauchspeicheldrüse (lat. Pankreas) gebildet und Pankreasamylase genannt. Von hier aus werden sie direkt in den Darm abgegeben. Die anderen drei Isoformen werden in den exokrinen Drüsen der Mundhöhle produziert.

Dort gibt es drei große Speicheldrüsen:

Beim Kauen der Nahrung werden diese tätig und sondern Speichel ab, der mit dem Enzym versetzt ist. Wie bereits erwähnt kann man Amylasewerte im Blut und im Harn messen. Bei einer Urinuntersuchung ist der Sammelurin des Patienten notwendig, der über eine Zeitspanne von 24 Stunden gesammelt werden muss. Da nicht jedes Analysegerät gleich gut funktioniert, variieren die Angaben zu den optimalen Werten.

Pauschal kann man jedoch sagen, dass Amylasewerte, die im Blutserum gemessen werden bei einem erwachsenen Menschen bestmöglich zwischen 31-107 Units pro Liter (U/I) liegen sollten, während die im Spontanurin gemessenen Werte ungefähr bis 460 U/I liegen und die im Sammelurin ungefähr bis zu 270 U/I liegen sollten. Keinen Krankheitswert haben in der Regel zu niedrige Amylasewerte.


Krankheiten & Störungen

Ein erhöhter α-Amylase-Wert kann ein Hinweis auf einen krankhaften Prozess sein, ist jedoch kein Beweis dafür. Zum einen kann dies an einer akuten Entzündung der Ohrspeicheldrüse, einer sogenannten Parotitis, liegen.

Diese wird durch Viren und Bakterien ausgelöst und geht einher mit starken Schmerzen, einer deutlich sichtbaren Schwellung und zeitweise auftretendem Fieber. Sie kann u.a. durch häufiges Erbrechen hervorgerufen werden (etwa bei einer Bulimie). Am häufigsten jedoch ist die Kinderkrankheit Mumps für diese Entzündung verantwortlich.

Ebenfalls gefährdet sind Menschen mit einer unzureichenden Flüssigkeitszufuhr oder verminderter Kautätigkeit. Infolgedessen wird die Speichelproduktion gedrosselt, eingewanderte Bakterien können nun nicht richtig ausgeschwemmt werden. Desgleichen gibt es bestimmte Medikamentengruppen, die die Speichelproduktion hemmen, wie etwa Diuretikum oder Antidepressiva.

Eine mangelnde Mundhygiene, eine leicht entzündliche Mundschleimhaut und eine Mangelernährung fördern ebenfalls die Bakterienbildung. Eine erhöhte Konzentration der α-Amylase im Blutbild kann auch ein Anzeichen einer Pankreatitis sein. Die häufigste Ursache hierfür sind Erkrankungen der Gallenwege.

Quellen

  • Bisswanger, H.: Enzyme. Struktur, Kinetik und Anwendungen. Wiley-VHC, Weinheim 2015
  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

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