Acetate

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Acetate sind chemische Stoffe, die häufig in der Textindustrie und Pharmazie zum Einsatz kommen. Die essigsauren Salze treten in verschiedenen Formen auf, so auch als Stoffwechselprodukte im menschlichen Körper. Zusammen mit Ester, Derivate der Carbonsäure, entsteht freie Essigsäure als Bestandteil von Blut und Gewebe.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Acetate?

In der Medizin kommt Calciumacetat bei der Behandlung chronischer Niereninsuffizienz oder bei einem erhöhten Phosphatspiegel zur Anwendung. Calciumacetatlösungen sind zudem in Wärmekissen enthalten.
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Acetate oder auch Ethanoate bezeichnen die Ester und Salze der Essigsäure. Zu den weiteren Bestandteilen gehören Stoffe wie Aryl, Arylalkyl und Alkyl, die organisch-chemische Reste bilden. Diese Reste aus den Ursprungsstoffen ergeben die Acetate mit ihrer zugehörigen Struktur in Bezug auf die chemische Zusammensetzung.

Das Darmbakterium Bacteroides thetaiomicron ist zum Beispiel in der Lage, Ballaststoffe in die Fettsäure Acetat umzuwandeln. Etwa zehn Prozent des täglichen Kalorienverbrauchs kommt aus solchen, von Mikroben erzeugten Fettsäuren. Acetate existieren in verschiedenen Formen wie Natriumacetat, Calciumacetat, Bleiacetat oder Ammoniumacetat. Die einzelnen Acetat-Typen weisen zwar leichte Unterschiede in ihrem chemischen System auf, verfügen jedoch über gleiche Eigenschaften und ähnliche Zusammensetzungen. Acetate kommen in fast jeder lebenden Materie vor.

In einem biologischen Organismus agiert das Acetat Acetyl-Coenzym A als Zwischenprodukt und ist an einer Vielzahl an Stoffwechselreaktionen beteiligt. Salze und Ester der Essigsäure finden in der Natur weite Verbreitung, in natürlichen Mineralien ist ihr Vorkommen allerdings überaus selten. Einige Mineralien wie Calcanit und Hoganit sind jedoch auf Acetat-Basis aufgebaut.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen spielt Vitamin-E-Acetat (Tocopherylacetat) eine wesentliche Rolle. Bei bestimmten Erkrankungen oder bei Mangelerscheinungen finden deshalb Vitamin-E-Präparate in Form von synthetisch hergestellten Derivaten Anwendung, da sie besonders stabil und langlebig sind.

Die in sehr hoher Reinheit produzierten Flüssigkeiten werden oft zur Medikamentenherstellung eingesetzt. Vitamin E-Acetate dienen außerdem als Zusatz in der Kosmetikindustrie und bei der Futtermittelherstellung. Die Einnahme von Tocopherylacetat als Kapseln oder Dragees sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Stabile Vitamin E-Acetate finden sich auch in Cremes für trockene Haut oder in Sonnenschutzmitteln. Als Lebensmittelzusatzstoff kommt Natriumacetat zum Einsatz und darf bis zur festgelegten Höchstmenge beigemengt werden. Für unbehandelt angebotene Lebensmittel ist dieses Acetat allerdings nicht zugelassen, da diese Produkte gemäß gesetzlicher Richtlinien keinerlei Zusatzstoffe enthalten dürfen. Natriumacetate sind Bestandteile in Molkereiprodukten, Konservengemüse oder Mayonnaise.

Das leicht nach Essig riechende und farblose Salz dient zudem als Puffer, um Schmelzsalzen oder technischen Werkstoffen den richtigen Säuregrad zu verleihen. Natriumacetate sind daher in der Lage, den säuerlichen Geschmack in einem Nahrungsmittel zu neutralisieren. Hinzu kommt, dass dieses Acetat die Vermehrung einiger Bakterienarten eindämmen kann. Die Schimmelpilzbildung lässt sich durch den Einsatz von Natriumacetat jedoch nicht verhindern. Ihren Bestimmungszweck finden die Salze häufig als Zusatzstoffe in Kombination mit verschiedenen Konservierungsmitteln. Im Körper werden Acetate weiter zu Essigsäure verdaut. Aktivierte Essigsäure benötigt der menschliche Organismus zur Energiegewinnung, damit die Zellen stetig genügend Energie erzeugen, um Umwelteinflüssen standzuhalten.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Der Citratzyklus ist ein System aus biochemischen Reaktionen, der eine zentrale Rolle bei zahlreichen aufbauenden und abbauenden Stoffwechselprozessen einnimmt. In Bezug auf die Regulation des Stoffwechsels heißt dies, dass hohe Konzentrationen der Ursprungsprodukte aktivierend auf den Körper wirken. Hierzu zählt auch Essigsäure. Das Acetat bzw. die Salze und Ester der Essigsäure beeinflussen das Stoffwechselgeschehen wesentlich. Genauer gesagt, handelt es sich um die aktivierte Essigsäure Acetyl-CoA, wobei das Kürzel CoA für Coenzym A steht.

Dieser Faktor wirkt bei einer Vielzahl an Enzymreaktionen mit. Ist aus Essigsäure durch Umwandlung Acetyl-CoA geworden, kann Carbonsäure ihre ganze biochemische Nutzbarkeit entfalten. Acetyl-CoA fungiert nicht nur als wichtige Leitstelle bei Stoffwechselprozessen, sondern ist ein Grundelement für die Verbindung von Geschlechtshormonen, Nebennierenrindenhormonen und Gewebshormonen wie Histamin und Serotonin. Essig findet häufig Anwendung als Naturheilmittel, um Verdauung und Stoffwechsel anzuregen. Der Verdauungsprozess beschleunigt sich, weil Essig die Speicheldrüsensekretion anregt. Dadurch wird die Nährstoffaufnahme begünstigt und das Ausscheiden von Abbauprodukten gefördert.


Krankheiten & Störungen

Wie Natriumacetat wird auch Calciumacetat als konservierender und säureregulierender Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt. Das Calcium-Salz der Essigsäure dient außerdem als Extraktionslösungsmittel für Bodenproben und als Brennpaste in Verbindung mit Brennspiritus.

In der Medizin kommt Calciumacetat bei der Behandlung chronischer Niereninsuffizienz oder bei einem erhöhten Phosphatspiegel zur Anwendung. Calciumacetatlösungen sind zudem in Wärmekissen enthalten. Indem sich die Metallplättchen in den Kissen verformen, bildet sich ein Kristallisationskeim. Die komplette Acetatlösung kristallisiert innerhalb weniger Sekunden, kann aber über längere Zeit Wärme speichern und abgeben. Die Dauer der Wärmeabgabe ist abhängig von Größe und Volumen des Wärmekissens und von der Umgebungstemperatur. Das Medikament Calciumacetat ist ein Mineralstoffpräparat, das in der Nahrung enthaltene Phosphate bindet, um die Phosphataufnahme im Organismus zu vermindern. Das Arzneimittel wird Patienten verabreicht, die sich aufgrund einer schweren Nierenerkrankung einer Dialysebehandlung unterziehen müssen.

Das Medikament Calciumacetat darf nicht eingenommen werden, wenn ein zu hohe Calciumkonzentration im Blut vorliegt. Eine Hyperkalzämie tritt häufig bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen auf. Auch Überdosierungen mit Vitamin D, bestimmte Blutkrebsformen, Knochenmetastasen, calciumhaltige Nierensteine und verschiedene Lungenerkrankungen erhöhen die Calciumkonzentration, weshalb die Einnahme von Calciumacetat ein Gesundheitsrisiko darstellt. In der Textilindustrie werden im Trockenspinnverfahren produzierte Acetat-Fasern zur Herstellung von Regenmänteln, Schirmen, Blusen, Hemden, Damenunterwäsche oder Krawatten verwendet. Die Chemiefasern trocknen sehr schnell, sind extrem dehnbar und unempfindlich gegen Pilzbefall. Im Gegensatz zu Polyester nimmt Acetat viel Feuchtigkeit auf und gibt diese wieder an die Außenluft ab.

Quellen

  • Dewald, B., Schäfer, C.: Laborwerte. bestimmen-bewerten-vermitteln. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2010
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009

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